Wenn eine schneebedeckte Gebirgskette auf gläserne Wolkenkratzer, kastenförmige Sowjetbauten, unzählige Parks mit Springbrunnen, Denkmäler, Spielplätze, imposante Baumalleen und eine schachbrettartige Straßenführung treffen, dann kann das nur eins bedeuten: willkommen im abwechslungsreichen Almaty. Die größte Stadt Kasachstans ist nicht nur unfassbar grün, sie bietet auch zahlreiche Möglichkeiten, sich mit den schönen Dingen im Leben, die Zeit zu vertreiben. Warum es sich lohnt, die Beine in die Hand zu nehmen und wie aus Shoppingmuffeln Einkaufsjunkies werden, verraten wir hier.
1. Der Sonne entgegen — nichts für schwache Nerven
Wer nicht mit Höhenangst zu kämpfen hat, sollte auf jeden Fall mit der Seilbahn zum 1.130 Meter hohen Berg Kok Tobe (auf Deutsch grüner Hügel) gen Himmel fahren und das herrliche Panorama bestaunen.

Oben angekommen, befindet sich neben dem großen 360-Grad-Aussichtsplatz ein Freizeitpark. Während sich also Erwachsene bei einer Runde Sommerrodelbahn den Wind um die Nase wedeln lassen oder einen Adler auf dem Arm halten können, fahren Kinder Autoscooter, klettern im Hochseilgarten oder bemalen Ton-Sparbüchsen.

Gut zu wissen:
Der gläserne Eingang zur Seilbahn liegt vom Hotel Kazakhstan nur einen Katzensprung (wirklich nur wenige 100 Meter) entfernt. All diejenigen, die wie wir hin- und zurückfahren wollen, bezahlen aktuell 1.000 Tenge (rund 2,35 €) pro Strecke pro Person.

Neben dem Freizeitpark befindet sich übrigens noch der Fernsehturm. Er ist die höchste freistehende Stahlrohrkonstruktion der Welt und soll Erdstöße bis zu einer Stärke von 10 auf der Richterskala aushalten. Junge, Junge!

2. Bisschen Kultur muss auch sein
Während angrenzende Länder wie beispielsweise Usbekistan mit osmanischer Architektur und traumhaft schönen Moscheen aufwarten, befinden sich in Almaty verhältnismäßig wenige Sehenswürdigkeiten. Die Christi-Himmelfahrt-Kathedrale aus dem 20. Jahrhundert ist eine davon und auf jeden Fall ein Besuch wert.
Wusstet ihr, dass sie das zweitgrößte hölzerne Bauwerk und eine der wenigen vollständig erhaltenen hölzernen Sakralbauten der Welt ist? Nein? Wir auch nicht!

Umgeben vom wunderschönen, großflächigen Park der 28 Panfilowzy steht das Gotteshaus mit seinem bunten Dach auf einem Platz. Dort kann man zu unserer Überraschung Taubenfutter kaufen.
3. Glasriesen und Pringels mit Krabbengeschmack
Aufgrund der schachbrettartigen Straßenführung konnten wir uns — trotz enormer Stadtgröße — immer gut orientieren. Schnell kannten wir unsere „Hood“ rund ums Hotel, inklusive Mini-Supermarkt namens Small, U-Bahn-Stationen, die überraschend sauberen und zugleich buntbemalten Straßenunterführungen sowie hippen Cafés, die wie Perlen aneinander gereiht, ihresgleichen suchen.
Bei einer unserer Almaty-Erkundungstouren zu Fuß fanden wir das Einkaufscenter Pamctop Казахстан. Der darin befindliche Supermarkt ist mindestens zehnmal größer als unser Smalls am Hotel. Wir staunten nicht schlecht, als wir die vollen Ladenregale sahen.

Von Nusstellern und Milchkannen über Kuchen-Keks-Theken und Vodka von mehreren Dutzend Marken bis hinzu Klopapier und Allzweckreiniger: Hier gab es nahezu alles. Mein persönlicher Favorit: Pringels in allem möglichen Geschmacksrichtungen wie etwa Lauchzwiebel, Schinken-Käse oder Krabbe.
Ganz in der Nähe des Centers befindet sich auch der gläserne Komplex, der aus mehreren Hochhäusern besteht und das Stadtbild von Almaty prägt. Wenn der Himmel wolkenfrei ist, spiegeln sich sogar die Berge im Glasriesen. Eine echter WOW-Effekt!

4. Mit den Öffis fahren: von wilden Gesten über gelbe Chips
Fremde Ecken, witzige Begegnungen, kulturelle Einblicke oder einfach mal den Kopf abschalten: Wer in seinem Reiseland mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, hat eigentlich immer was zu erzählen. Ganz gleich, ob es sich dabei um wilde Spurwechsel, hemmungslose Huperei oder Ansagen in einer völlig fremden Sprache handelt.

Bus fahren auf Kasachisch
So oder so ähnlich hat es sich auch neulich im Linienbus in Almaty zugetragen. Unsere größte Herausforderung war jedoch eine andere: Es gab kein Linienplan am Haltestellenhäuschen. Also fragten wir herum. Das Problem: Englisch können die wenigsten Kasachen und wenn, dann nur so, dass wir es kaum verstanden haben. Wir versuchten es weiter und hatten schließlich Glück. Ein Mann um die 40 hielt uns sein Handy mit der geöffneten Google-Translate-Seite hin. Nur so konnten wir uns schließlich verständigen.

Die 141 kam, er zeigte mit dem Finger drauf und wir stiegen ein. Beim Fahrer kauften wir wildgestikulierend zwei Tickets für à 150 Tenge (rund 0,35 €), quetschen uns in den hinteren Teil des vollen Busses und lauschten den kasachischen Ansagen. Wir verstanden kein Wort, aber das war uns egal. Wir beobachten das chaotische Treiben auf den mehrspurigen Straßen Almatys und öffneten Google Maps, was glücklicherweise auch ohne Internet funktioniert, um uns zu orientieren.
U-Bahn fahren fetzt
Anders, aber nicht weniger spannend, ist U-Bahn fahren. Die Metrostationen in Almaty sehen komplett unbenutzt — nahezu neu — aus. Bevor man jedoch ein Fahrschein kaufen kann, muss man durch einen Metall-Detektor — ähnlich wie am Flughafen — laufen und seine Sachen durchscannen lassen. Danach folgen Ticketautomaten und Schalter. Wir entschieden uns für Letzteres und kauften für à 80 Tenge (rund 0,19 €) zwei gelbe Chips mit denen wir die elektronischen Schranken passierten und bis zur Endstation fahren konnten.

Gut zu wissen:
In Almaty gibt es genau eine U-Bahn-Linie, mit der man von Süd-West in den Osten fahren kann.
5. Shoppen bis zum Umfallen — so etwas haben wir noch nie erlebt
Es begann alles mit einem Tipp unseres Guides, der uns erzählte, dass Baraholka ein „sehr großer“ Basar sei. Da er jedoch des Öfteren maßlos übertrieb, hatten wir keine großen Erwartungen. Doch wir sollten eines Besseres belehrt werden. Es war unglaublich.

So einen gigantischen Basar-Komplex haben wir beide noch nie gesehen. Thiemo schwärmte oft von den chinesischen „Fakemärkten“, die unterirdisch versteckt und riesig seien. Doch Baraholka übertraf seiner Meinung nach alles. Während man auf der einen Straßenseite beispielsweise Teppiche, Gardinen, Spielzeug und edle Pelzmäntel fand, konnte man auf der anderen Seite alles kaufen, was das Klamotten- und Elektroherz begehrt — und das alles für einen schmalen Taler.

Gut zu wissen:
Aufgrund der Größe des Basars ist es ratsam, genügend Zeit vor Ort einzuplanen. Noch bevor die Uhr 18 Uhr schlägt, haben die meisten Ladenbesitzer ihre Ware bereits wieder eingeräumt.