Minikrebse mit neon-orangefarbenen Beinen in der Dusche, eine riesige Spinne auf der Innenseite des Moskitonetzes, die saftigsten Ananas, die wir je gegessen haben, karibische Strände, leere Kühltruhen, zwei Währungen, kleine Flunder-Familien im Meer, Marktgetümmel am Samstagmorgen und ganz viel Sonne — das ist Guardalavaca — unser Zuhause auf Zeit. Ein kleiner Kurzbericht aus Kuba.
Unser schönes Hügelhaus in Guardalavaca
Seit mehr als zwei Wochen sind wir nun „stolze Besitzer“ einer kleinen blauen Hütte …
… mitten auf einem grasgrünen Hügel mit winzigen Kücken, einer immerwinkenden kubanischen Omi als Nachbarin, …
… einem grünen Schaukelstuhl als WLAN-Hotspot, der uns an einen Harry-Potter-Portschlüssel erinnert …
… und dem wohl schönsten Ausblick, den man sich vorstellen kann.
Guardalavalca: Mehr als nur ein Strandurlaub
Wir wurden bereits öfter gefragt, ob wir auch noch andere Ecken von Kuba erkunden wollen. Unsere Antwort lautet: Nein, Guardalavanca ist perfekt für uns. Anders als anfänglich gedacht, verbringen wir auch nicht die komplette Zeit am Strand, denn dafür ist es eindeutig zu heiß. Wir genießen den kubanischen Alltag — mit allem, was dazu gehört.
Morgens: Ein Rucksack voller Glück
Am liebsten frühstücken wir frische Früchte vom Dorfmarkt in Guardalavaca, den wir jeden Samstagmorgen gegen 7:30 Uhr vollgepackt, aber glücklich u.a. mit etlichen Bananen, den wohl saftigsten Ananas, dicken Gurken und einer wässrigen Melone verlassen.
Apropos Lebensmittel: Aufgrund der Planwirtschaft sind die Tiefkühltruhen in den Geschäften leer, aber kurioserweise die Regale mit Dingen vollgestopft, die man nur selten braucht, wie etwa Waschmittel, Ketschup, Gewürze wie Anis und Vanille sowie Fertiggewürzmischungen.
Im Gegenzug fehlt es nahezu an allen frischen Lebensmitteln. Obst, Gemüse, Eier, Milch, Käse, verschiedene Wurstsorten, Fleisch, Brot oder Reis kann man hier nicht einfach so kaufen. Mit „einfach so“ meine ich: immer und in unbegrenzter Menge verfügbar. Für mich, die bereits im ärmeren Ländern der Welt unterwegs war, ist diese Rationierung von Lebensmitteln eine völlig neue Erfahrung.
Vormittags: Wenn die Planwirtschaft deinen Alltag bestimmt
Das heißt, dass wir fast jeden Vormittag zum etwa zwei Kilometer entfernten Ortskern laufen, um dort in jedes Geschäft und in jeden noch so kleinen Laden schauen, ob es heute „neue“ Ware gibt. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Doch meist mit weniger Erfolg! 😉
Die Dorfbäckerei haben wir beispielsweise mehrere Tage in Folge besucht, nur um dort ein paar Brötchen zu kaufen. Erfolglos. Stets wurden wir mit einem „Vielleicht morgen“ und einem müden Lächeln verabschiedet.
Überraschend ist auch, dass wir (Nicht-Einheimische) weder an Eier, Reis noch Hackfleisch kommen. Dafür braucht man wiederum ein kleines blaues Bedarfsheft, dass nur die Kubaner besitzen.
Gut zu wissen: Auch wer nett fragt, bekommt im Eier-Hackfleisch-Laden (siehe Foto) rein gar nichts. Reis erhielten wir letztens auch nur, weil wir unseren kubanischen Nachbarn Vladimir im Dorf trafen und er uns unter der Hand eine riesige Tüte Reis in die Hände drückte.
Zudem muss man immer viel Zeit mitbringen. Denn nicht immer sind — wie in unserm Fall — die Kühlschränke tagelang mit Gauda vollgestopft, sondern oft bilden sich lange Menschenschlangen vor den Geschäften, wenn frische Lebensmittel wie tiefgefrorene Hühnerbeiner geliefert worden sind.
Was wir uns oft gefragt haben: Wie machen das eigentlich die Kubaner? Kein normaler Berufstätiger hat so viel Zeit, sich stundenlang anzustellen und am Ende doch leer auszugehen oder — wie wir — ständig auf der „Jagd“ nach frischen Lebensmitteln zu sein, oder doch? Wir wissen es nicht, aber wir sind dem Rätsel auf der Spur. 🙂
Mittags: Spaghetti vs. Süßkartoffel-Chips
Beim Mittagessen haben wir oft die Qual der Wahl: Entweder gehen wir angrenzenden „Boulevard“ für ein bis fünf Cuc ganz passabel essen oder wir kochen selbst. Meist entscheiden wir uns für Letzteres. Dabei lassen wir unserer Kreativität freien Lauf und zaubern etwas Essbares aus dem, was wir da haben — ganz wie die Kubaner es tun. Doch egal, was es bisher bei uns gab: Geschmeckt hat es immer.
Unsere Favoriten: Spaghetti mit Tomaten-Gemüse-Soße und Käsestückchen, Süßkartoffel-Chips, Mak-and-Chesse (Makkaroni in Milch gekocht und mit Käse verkocht), Gemüse-Reis mit Dips und Brötchen-Hawaii.
Da es sich mit vollem Bauch bekanntlich am besten entspannt, verbringen wir unsere Mittage am liebsten auf unserer Terrasse mit Meerblick. Hier hören wir Hörbücher, schreiben WhatsApp-Nachrichten sowie Mails vor, trinken gekühlte kubanische Cola Light und entfliehen gleichzeitig der unerbittlichen Mittagssonne. Das fetzt!
Der restliche Tag: Baden, Bar und Bier
Ab 16 Uhr sind wir dann Touris: Wir schwimmen, schnorcheln und sammeln Muscheln/Schnecken am Strand von Guardalavaca, den wir speziell am Wochenende mit ganz vielen anderen teilen (müssen) ;).
Danach geht’s meistens zum touristischen „Boulevard“ auf dem sich ein kleiner Kiosk, zwei Klamottenläden, ein Piña-Colada-Stand, eine Eishütte sowie zwei Restaurants befinden. Eins davon ist unser geliebtes Café Real: Hier trinken wir gern eine große Flasche Wasser, genießen manchmal noch einen kleinen Snack sowie die herrliche Aussicht auf den schneeweißen Playa de Guardalavaca.
Danach gehts ab ins Internet — mithilfe dieser ETECSA-Karte kann man für einen Cuc eine Stunde lang im Netz surfen.
Zurück müssen wir leider leider wieder über den paradiesischen Strand laufen, wo bereits …
…. das schicke Fisch-Restaurant El Ancla, das sich auf einen kleinen Felsvorsprung befindet, auf uns wartet.
Zum Tagesabschluss genießen wir hier die schönsten Sonnenuntergänge bei einem Bier (oder zwei oder drei).
Ganz wichtig: Sich dick mit Anti-Mückenzeugs einsprühen, denn in der Dämmerungszeit kommen die fiesen kleinen Viecher.
Um das Rätsel mit dem Anstellen zu lösen: entweder man schickt jemanden aus der Familie zum Anstellen. Wenn ihr mal in die Schlange schaut seht ihr fast nur Frauen oder alte Leute. Es gibt aber auch schlaue Kubaner die dadraus ein Business gemacht haben. Die sind dann „professionelle Ansteller“. Für ein bisschen Geld stellen die sich dann in die Schlange und besorgen dir deine Lebensmittel 😉
Hi Selina, vielen Dank für deinen Kommentar 🙂 und für die Lösung des Rätsels. Unsere Gastgeberin hat uns Tage später dasselbe erzählt. Und tatsächlich konnten wir ausschließlich Frauen und ältere Leute beim Anstehen beobachten. Woher wusstest du das so genau? Und es gibt tatsächlich „professionelle Ansteller“!? Ohmann!!! Liebe Grüße, Mia 🙂
Super super schön ihr lieben, und danke fürs Teilen! ❤️